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[...] Ich dachte, ich sollte etwas in meinem Leben verändern, also rührte ich die Tranquilizer und Schlaftabletten nicht mehr an und nahm stattdessen Aufputschmittel. Das brachte mich in einen ganz anderen Aggregatzustand. Jetzt zuckte ich nervös mit den Augenliedern, zappelte hektisch herum, zerbrach Tassen und verschüttete Flüssigkeiten. "Wenn du nur die allergeringste Ahnung hättest, wie sehr ich dich hasse", sagte meine Schwester. Ich schlief fast überhaupt nichtmehr. Die einzige Möglichkeit, die Wirkung der Ephedrintabletten zu ertragen, war, die ganze Nacht durchzutanzen. Jeden Abend steckte ich mir ein Tablettenröhrchen in die Tasche und zog los. Die Diskothek hieß Sitrone. Die Sitrone war ein Ort, an dem ich lieber unglücklich war als an allen anderen Orten.

[...] Ich war jung. Ich hätte Wünsche und Ziele haben sollen. Die Leute erwarten das von einem, wenn man jung ist. Doch für mich war die Zukunft bloß ein Feind mehr, der es auf mich abgesehn hatte.

 
 


                                                    aus Keine Ahnung
von Karen Duve